75 Jahre Frieden
Am 3. Mai 1945, also vor genau 75 Jahren, endete in Zirl der 2. Weltkrieg. Seitdem erlebt Zirl wie der Großteil Europas eine sehr lang andauernde Zeit des Friedens und des dadurch möglichen Wohlstandes.
In der Vergangenheit wurde Zirl wie beim 1. Bayrischen Rummel (1703) und beim 2. Bayrischen Rummel (1809) entweder in kriegerische Handlungen hineingezogen oder Zirler Männer mussten fern der Heimat an Kriegen teilnehmen.
Nach dem 1. Weltkrieg (1914 – 1918), welcher in der Heimat vor allem durch wirtschaftliche Entbehrungen sichtbar war und sich erst vor kurzem das Kriegsende zum 100-mal jährte, musste die Bevölkerung von 1939 – 1945 wieder einen Krieg erleiden. Dieser 2. Weltkrieg nahm weltweit ein noch nie dagewesenes Ausmaß an Leid und Zerstörung ein.
Neben der weltweiten Tragödie war der Krieg auch in der Heimat unmittelbar zu spüren. Unzählige Zirler Männer mussten an der Front kämpfen und haben auch dabei ihr teilweise (junges) Leben verloren. In der Heimat mangelte es an vielen Dingen wie Lebensmitteln und das Leben wurde vor allem durch die weibliche Bevölkerung aufrecht erhalten. Im 2. Weltkrieg hatte Zirl 74 Gefallene, 31 Vermisste, 18 ums Leben gekommene Zivilisten und an Kriegsfolgen Gestorbene zu beklagen.
Während in den ersten Kriegsjahren in der unmittelbaren Heimat keine Kampfhandlungen stattfanden, änderte sich dies mit den Bombardierungen der Alliierten. Die Bombardierungen kamen dem Ort Zirl immer näher, besonders Innsbruck und Reith bei Seefeld waren in der unmittelbaren Nachbarschaft mehrfach Ziel von Bombenangriffen. Noch in den letzten Kriegstagen wurde die Verteidigung des Ortes um jeden Preis eingerichtet. So wurden durch die Wehrmacht Sprengungen der Zirler Innbrücke und der Zirler Bergstraße noch am 2. und 3. Mai durchgeführt sowie mit Artillerie und Flak das Dorf verteidigt. Die Folgen von Sprengungen wie auch von Artilleriebeschuss konnte man im Dorf spüren, da kaum eine Fensterscheibe ganz blieb und manche Dächer und Häuser beschädigt wurden.
Anfang Mai marschierten Amerikanische Truppen vom Seefelder Plateau kommend Richtung Zirl. Eigentlich wäre eine Bombardierung Zirls durch die Amerikaner geplant gewesen, um den letzten Widerstand zu brechen. Durch den, in der Nacht vom 2. auf 3. Mai 1945 einsetzenden Schneefalls und Nebels blieb Zirl davon verschont.
Am 3. Mai 1945 zogen die verbliebenen Deutschen Soldaten in der früh nach Innsbruck ab. Während Kooperator Alois Falch am Vormittag beim Zirler Kirchturm Altartücher als weiße Fahnen hinaus hängte (und dies die Bevölkerung dann auch tat), marschierten der Zirler Amtsbürgermeister Hans Wagner gemeinsam mit Otto Öfner jun. den Amerikanischen Soldaten am Zirler Berg entgegen, um eine kampflose Übergabe von Zirl zu ermöglichen. Daraufhin konnten die Amerikanischen Soldaten Zirl widerstandslos einnehmen.
Um 11 Uhr des 3. Mai 1945 marschierten die Truppen ein. Noch am 3. Mai fand die erste Gemeinderatssitzung in der neugewonnenen Freiheit unter der Schirmherrschaft der Amerikaner statt. Der dabei installierte Gemeinderat, welcher sich aus Vertretern der demokratischen Parteien und Widerstandskämpfern zusammensetzte, wählte Karl Reinhart (vulgo Nocker) zum Bürgermeister und Hermann Riedl (vulgo Buller) zum Stellvertreter. Dieser Gemeinderat war bis zur ersten Wahl im Jänner 1946 im Amt.
Am Gendarmerieposten in Zirl, damals im Posthof, Meilstraße 4 untergebracht, und im Gasthof Post wurde auch ein Stück Geschichte geschrieben. Im Beisein von Ludwig Steiner (einem Widerstandskämpfer, welcher später Staatssekretär wurde und dessen Vater aus Zirl stammte - er ist den Amerikanern entgegengeeilt) wurde die kampflose Übergabe der Landeshauptstadt Innsbruck zwischen Amerikanischen und Deutschen Offizieren und Widerstandskämpfern ausgehandelt und paktiert.
Die Amerikanischen Besatzungssoldaten wurden im August 1945 durch die Franzosen abgelöst, welche in den folgenden Jahren die Besatzungsmacht stellten. Die Lage in Zirl war geprägt durch Lebensmittelknappheit, sowie Hoffen und Bangen, dass die Zirler Soldaten wieder zurückkehren.
Aber wenigstens war Frieden!
Weiterführende Verweise:
Datum: 03.05.2020
Autor: zirl.at Redaktion
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