Alte Zirler Kirchturmuhr restauriert
Es ist ein Prachtexemplar, ein Stück hohe Uhrmacher-und Schmiedekunst. Vor ca. 40 Jahren abgebaut, sollte die alte Kirchturmuhr einen Sonderplatz im Heimatmuseum erhalten. Der damalige Kustos Benjamin Flöss hat jedoch das Gewicht der Uhr und die Statik des Museums unterschätzt. Die Uhr wurde in ihre Einzelteile zerlegt und im Kindergarten deponiert. Der Weitsicht von Herbert Neurauter ist es zu verdanken, dass das Uhrwerk nicht verschrottet wurde. Er hat es der Kirche abgekauft und in seinem Haus gelagert, wo es fast vergessen ein trauriges Dasein fristete.
Im Jahr 2010 hat sich Dr. Josef Witting intensiv mit der Kirchturmuhr auseinandergesetzt und kam nach eingehenden Recherchen zur Ansicht, dass diese Uhr nicht – wie gemutmaßt – dem bekannten Uhrmacher Jäger aus Kappl zuzuordnen, sondern vermutlich älteren Ursprungs ist.
Geplante Baumaßnahmen in seinem Wohnhaus waren der Anlass, dass sich Herbert Neurauter 2016 in Sachen Kirchturmuhr an Dr. Witting gewandt und dieser den Museumsverein um Unterstützung und Sicherstellung der Kirchturmuhr ersucht hat. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde wurden die stark verrosteten Einzelteile geborgen und in Sicherheit gebracht. Der Museumsverein war fest entschlossen, das Uhrwerk zu restaurieren und der alten Uhr die von der Vergangenheit gestohlene Zeit zurückzugeben. Bei der Suche nach einem Restaurator wurde schließlich einen Glückstreffer gelandet: Erich Brugger aus Wiesing war vom ersten Augenblick an von dem sich darbietenden „Schrotthaufen“ begeistert. Er hat mit fachmännischem Auge bereits bei der ersten Begutachtung die verschiedenen Einzelteile ihrer Funktion zugeordnet und in der Folge mit Akribie, enormem Einsatz, Fachkenntnis, unendlichem Optimismus und Begeisterung die Kirchturmuhr restauriert.
Unzählige Arbeitsstunden hat er sich unentgeltlich mit der Uhr beschäftigt und dabei immer wieder mit seinem speziellen Detailwissen überrascht. Für jedes aufkommende Problem hatte er eine passende Lösung parat. Ihm gebührt ganze Hochachtung und aufrichtiger Dank.
Bis heute offen ist allerdings das Jahr der Herstellung und der Erbauer der Uhr. In keinem Archiv konnten bislang brauchbare Hinweise gefunden werden, in den diversen Zirler Heimatbüchern findet sich keine Erwähnung. Eine Ferndiagnose auf Basis von Fotos, erstellt vom anerkannten Turmuhrspezialisten Mag. Michael Neureiter aus Bad Vigaun, geht von einem Uhrwerk aus dem späten 17. Jahrhundert aus, welches in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts umgebaut bzw. adaptiert wurde.
Die Suche nach dem Uhrmacher geht weiter, die alte Kirchturmuhr, ein Zeitdokument, hat im Foyer des B4 einen würdigen Platz gefunden.
Bürgermeister Thomas Öfner:
Aus rostigen, vermeintlich schrottreifen Eisenteilen wurde ein wahres Schmuckstück gefertigt. Mein großes Dankeschön gilt jenen mit Weitblick Ausgestatteten, die den Schatz erkannt und gehoben haben. Allen voran Erich Brugger, den ich für seine Begeisterungsfähigkeit, angesichts des ihm zur Bearbeitung vorgelegten „Schrotthaufens“ bewundere!
Datum: 20.01.2019
Autor: zirl.at Redaktion
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